Es ist bereits lang bekannt, dass viele Viruserkrankungen, wie z.B. Masern, Mumps oder auch eine Hirnhautentzündung zu einem teils dauerhaften Hörverlust führen können. Das Forschungsteam um Prof. Dr. Kevin Munro der Universität Manchester, untersuchte daher, ob auch das Coronavirus, das derzeit unser aller Leben auf den Kopf stellt, negativ auf die Hörfähigkeit von Betroffenen wirken kann.
Erste Berichte von COVID-19 Patienten
In einer ersten Untersuchung wurden 121 COVID-19 Patient:innen im Alter von 44-82 Jahren etwa acht Wochen nach ihrer Entlassung aus einem englischen Krankenhaus zu ihren Symptomen der letzten Wochen befragt.
16 Patient:innen (13,2%) berichteten von Änderungen ihrer Hörfähigkeit bzw. von einem Tinnitus, seitdem sie ihre COVID-19 Diagnose erhalten hatten. Das Durchschnittsalter dieser Patient:innen lag bei 64 Jahren, wobei 14 von ihnen männlich waren. Betroffene Patient:innen litten häufig zusätzlich an anderen Erkrankungen wie Diabetes und etwa die Hälfte von ihnen litt bereits vor der COVID-19 Erkrankung an einem Hörverlust.
Ein genauer Blick auf die Ergebnisse zeigt, dass die Hälfte der Betroffenen von einem Hörverlust und die andere Hälfte von einem Tinnitus berichtete. Ein anderer Patient erzählte dagegen, dass sein Tinnitus seit der Erkrankung verschwunden ist.

Prof. Dr. Munro und sein Team geben zu bedenken, dass die Ergebnisse noch keinen Beweis für die negative Wirkung des COVID-19 Virus auf die Hörfähigkeit liefern, da die berichteten Symptome bisweilen nicht medizinisch untersucht wurden, sondern rein auf Patient:innenberichten beruhen. Außerdem ist es möglich, dass die Krankenhauseinweisung die Patient:innen für bereits zuvor vorhandene Symptome sensibilisiert hat. Neben der Viruserkrankung könnten die Veränderungen der Hörfähigkeit auch durch die Aufregung und den Stress durch die COVID-19 Diagnose ausgelöst worden sein. Schließlich ist Stress ein häufiger Auslöser für einen Tinnitus und Hörverlust. Mehr dazu liest du in unserem Artikel “Beeinflusst die COVID-19 Pandemie unser Hörvermögen?”.
Zukünftige Studie zur Wirkung von COVID-19 auf die Hörfähigkeit ist geplant

Da die bisherigen Ergebnisse noch keine eindeutigen Rückschlüsse auf die Wirkung des COVID-19 Virus auf das Gehör zulassen, plant das Forschungsteam um Prof. Dr. Munro derzeit eine Studie, um die Langzeiteffekte des Virus auf das Hören von Patient:innen, die aufgrund der Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden mussten zu untersuchen. Es sollen über 100 COVID-19 Patient:innen mit detaillierten Hörtests untersucht werden. Zu Kontrollzwecken sollen zusätzlich Krankenhauspatient:innen untersucht werden, die aufgrund von Erkrankungen eingeliefert wurden, die nicht mit COVID-19 oder dem Gehör verbunden sind.
Durch den Vergleich der beiden Gruppen wird es möglich sein zwischen Effekten des COVID-19 Virus und einer Krankenhausbehandlung ohne Virusinfektion auf das Gehör unterscheiden zu können. Über die Ergebnisse dieser Studie werden wir dich informieren, sobald sie verfügbar sind.
Solltest du eine COVID-19 Erkrankung überstanden und das Gefühl haben, dein Gehör ist dadurch schlechter geworden, kannst du dein Gehör mit unserer Everlisten App ganz bequem von zuhause aus testen. Innerhalb weniger Minuten erhältst du ein persönliches Hörtest-Ergebnis auf dein Smartphone.